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Besuch aus Ghana und Süd Korea

  • protruchheim
  • vor 2 Tagen
  • 5 Min. Lesezeit

Im Rahmen eines Treffens unserer Partnerkirchen waren Vertreter aus Ghana und Südkorea zu Gast bei uns in Ruchheim. Unsere Konfirmandin Sarah hat die Begegnung genutzt, um ihre Fragen an die Pfarrer zu stellen.


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Hallo, Hello und Annyeonghaseyo!

Mein Name ist Sarah, ich liebe es, neue Dinge zu lernen - von einer neuen Sprache bis zu der Kultur eines fremden Landes - und nebenbei interessiere ich mich für das Schreiben und Interviewen. Der 31. August d.J. war also ein ganz besonderer Tag für mich, denn ich hatte das Glück mit insgesamt drei Vertretern der Kirchen aus Ghana und Süd-Korea an einem Tisch zu sitzen und sie interviewen zu dürfen. Ich möchte Sie nun auf eine Reise durch drei Länder einladen, die über die Grenzen von Sprache, Tradition und Bräuchen hinausgeht und zeigt, dass wir alle vielleicht doch gar nicht so verschieden sind, wie wir denken.


Als erstes möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Die Geschichte, wie Hr. Daniel Cho (Süd-Korea) zum Pfarrer wurde - und glauben Sie mir, wenn ich sage, dass diese Geschichte klingt, als wäre sie aus einem Bilderbuch.

Der 17-jährige Herr Cho war so gar nicht, wie man sich einen späteren Pfarrer vorstellen würde. Seine Familie war seit mehreren Generationen sehr christlich und ging jeden Sonntag in die Kirche, dagegen fragte er sich, warum er auch dorthin mitgehen sollte. Er fragte sich, warum er an jemanden glauben solle, den er nie gesehen hatte. Zu seinem Glück dachten seine Freunde ähnlich und er fühlte sich weniger, als wäre er anders. Doch als sie älter wurden, fingen auch sie an, mehr zu beten, in die Kirche zu gehen und an Jesus und Gott zu glauben. So war Herr Cho mit seinen Fragen wieder mal allein und ständig stellte er sich selbst folgende vier Fragen: „Wie kann ich beten? Wie kann ich an dich glauben? Wer bist du, Jesus? Wie können Menschen dir vertrauen, wenn du tot bist?" 

Doch eines nachts sollte sich alles ändern. Herr Cho ging wie gewöhnlich zu Bett, als er eingeschlafen war, fing er plötzlich an zu träumen. Er sah einen weit entfernten Berg mit einem Tor an der Gipfelspitze. Rechts und links von ihm konnte er Menschen erblicken, die auf den Berg kletterten, auf dem Weg zu dem mysteriösen Tor, dass sie anzuziehen schien. Die Menschen, die bereits oben angekommen waren, öffneten das Tor mit Leichtigkeit und traten auf die andere Seite. Herr Cho entschied sich, es auch zu versuchen. Also fing er an, zur Spitze des Berges zu klettern und als er endlich oben ankam, legte er seine Hand an das Tor und zog - doch es passierte nichts. Er versuchte es wieder und wieder, doch es passierte immer das Gleiche: Nichts. Nach einigen weiteren Versuchen hörte er eine weit entfernte Stimme, die klar sagte:,, Du bist ein Sünder." 

Herr Cho wachte auf und fragte sich Tag ein Tag aus, was er falsch gemacht hatte - und warum er ein Sünder war? Doch erst, als er sich endlich eingestand "Okay, vielleicht bin ich ein Sünder" fühlte er die Last von sich abfallen und es war ihm klar - er wollte an Gott glauben, beten und Pfarrer werden. Es war ein Zeichen des Herrn.


Als Nächstes erzähle ich Ihnen eine andere Geschichte, die aber mindestens genauso spannend ist. Es folgt die Geschichte, wie Rev. John Atta Kwame Dontar zum Pfarrer wurde, den ich hier einfach mit John betiteln werde.

John war vorher Lehrer und half als Ältester in der Kirche aus, wobei er allerdings keine Absicht hatte, Pfarrer zu werden. Die Leute sagten ihm aber, er hätte mehr Potenzial, als nur auszuhelfen. Er betete und dachte lange nach, ob er es versuchen sollte. Anfangs scheute er sich ein wenig davor, weil das Verhalten vom vorherigen Pfarrer eher schlecht und der Druck groß war. Doch auch dieser Pfarrer sagte ihm, er könnte es schaffen; also fasste er einen Entschluss: Er wollte es versuchen. Um Pfarrer zu werden, muss man drei Prüfungen bestehen, die die meisten mehrmals wiederholten. John entschloss sich, die erste Prüfung abzulegen. Wenn er diese schaffte, würde er es weiter versuchen. Wenn er es aber nicht schaffte, wollte er es dabei belassen und weiter nur in der Kirche helfen. Also legte er die erste Prüfung ab - und bestand. Bei den nächsten zwei Prüfungen sagte er sich das Gleiche, und auch diese bestand er schließlich und so wurde er doch noch zum Pfarrer.


Beide Geschichten sind sehr verschieden, aber sie zeigen gleichermaßen, dass die meisten Dinge so passieren, wie sie passieren sollten.


Ich möchte Sie nun etwas in die Unterschiede der Gottesdienste aus jeweils Ghana und Süd-Korea einführen.

In Ghana ist der Gottesdienst wohl sehr ähnlich, mit drei kleinen Unterschieden. John war sehr überrascht, als ihm auffiel, wie pünktlich alle bei uns waren. Auch fiel ihm und seinem Freund Felix auf, dass wir bei uns in der Kirche keine Instrumente haben und weniger am Gottesdienst beteiligt sind. In Ghana werden ausgelassen Instrumente gespielt und gesungen - nicht nur von den Bandmitgliedern. Der letzte Unterschied, der auch Herrn Cho auffiel war, dass wir nicht laut "Amen" sagen, sondern mehr zu uns selbst. Hierzu konnten wir allerdings klären, dass es mehr von der Kirche abhängt, ob man eine Band hat, oder nicht, sowie das einheitlich laute Sagen von "Amen".


Um meine beiden Gäste schonmal etwas in Weihnachtsstimmung zu bringen, habe ich auch gefragt, wie bei ihnen Weihnachten gefeiert wird. Wir haben Fragen gestellt wie:  "Gibt es ein besonderes Essen?", "Feiern Sie mit Familie, Freunden, beiden oder allein?" und vieles mehr.

In Ghana wird Weihnachten ab dem 24.12 gefeiert, man geht aber erst am 25.12 in die Kirche. Anders als bei uns findet dort am 26. Dezember die Konfirmation der Konfirmanden und Konfirmandinnen statt. Laut John wird alles feierlich mit Blumen geschmückt, es gibt Feuerwerke und eine ganz besondere Tradition, bei der man von Haus zu Haus geht und gemeinsam mit seinen Mitmenschen speist. Auch Nicht-Christen sind herzlich willkommen, mitzufeiern. Bei uns ist das typische Weihnachtsessen Ente mit Kartoffeln/Knödeln, in Ghana wiederum gibt es Fufu (Reis) mit Hühnchen und unzähligen Beilagen. In Ghana essen Menschen der gleichen Altersklasse aus der gleichen Schüssel, während die Jüngsten das Fleisch an die Älteren austeilen. Die Hauptfarben zu Weihnachten sind wie bei uns rot und grün. 

In Korea ist das Ganze sehr ähnlich wie bei uns, wird aber laut Herrn Cho weniger aufgezogen. Es gäbe kein traditionelles Weihnachtsessen und man würde mit Freunden oder seiner Familie feiern, so Herr Cho. Außerdem kann man die uns bekannte Bescherung natürlich auch nicht vergessen. 


Um nicht nur über unser berühmtestes Fest zu sprechen, habe ich außerdem gefragt, was das berühmteste aus jeweils Süd-Korea und Ghana laut Herrn Cho, John und Felix sei.

John begann zu erzählen, dass es bei ihnen neben Weihnachten wohl Ostern sei. Felix sprang ein und erklärte, dass man bei ihnen an Ostern oft picknicken geht, Spiele spielt und auch spielerische Wettkämpfe abgehalten werden. In den Gottesdiensten singen sie passende Lieder und haben einfach Spaß.

Herr Cho hingegen nannte das Neujahr, in Korea auch "Seolnal" genannt. Dort bekommen die Kinder (und auch die Erwachsenen) Geld von ihren Eltern, nachdem sie sich tief verbeugt haben. In Korea ist das Verbeugen ein Zeichen von Respekt, dass man oft Älteren oder im Beruf höher Stehenden gebührt. Je tiefer man sich verbeugt, desto mehr Respekt zeigt man seinem Gegenüber.


Um den Artikel nicht so lang zu machen, kommt hier auch schon die letzte Frage: 

Wie nehmen die Menschen in Ghana und Korea Fremde/Ausländische auf?

Hierzu konnten Relix und John sagen, dass die Leute in Ghana Gäste aus dem Ausland sehr herzlich wenn auch etwas stürmisch willkommen heißen. Sie sind oft aufgeregt und freuen sich, neue Menschen kennenzulernen und haben keinerlei Probleme, sich mit ihnen anzufreunden, was ich selbst an Relix und John bemerken konnte.


Und nun, meine Damen und Herren möchte ich mich bei Rev. Relix Akresu-Anim Danso, Rev. John Atta Kwame Dontar, Herrn Cho, seiner Frau Lee aber auch bei den beiden Vertretern aus Deutschland und natürlich bei Ihnen bedanken. Danke für diese unglaubliche Möglichkeit, mich mit so wichtigen und vor allem herzensguten Menschen unterhalten zu dürfen. Ich hatte einen wunderbaren Nachmittag, den ich bestimmt nicht so leicht vergessen werde.


Danke, Thank you und Kamsahabnida!


-Sarah Grewe, Konfi 2026


 
 
 

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